Wir kennen ihn alle! Diesen einzigartigen Moment, in dem man genau weiß, jetzt ist es passiert! Man hat sich verliebt! Die Hormone spielen verrückt, die Gedanken sind nur beim geliebten Menschen und man malt sich die gemeinsame Zukunft in den schönsten Farben aus. Das Glück ist perfekt und jeder von uns möchte diesen Zauber für immer bewahren.

Eine glückliche Beziehung braucht gute Pflege

Wenn wir frisch verliebt sind und eine Partnerschaft miteinander eingehen, bepflanzen wir ein Beet mit blühenden Blumen, die in allen Farben und Formen schillern. Sobald der Alltag uns jedoch wieder eingeholt hat, wird uns schnell bewusst, dass Liebe und Beziehung Zeit und Pflege braucht, da die bunten Blumenbeete ansonsten schnell verwildern.

Auch, wenn wir als Paar am Anfang am liebsten immer zu zweit sein möchten, dürfen wir nicht übersehen und unterschätzen, dass wir doch unsere eigene und sehr individuelle – vielleicht auch traumatische – Geschichte in uns tragen, aus der unsere persönlichen Bedürfnisse entstanden sind. Wenn es uns in der Partnerschaft gut geht, spielen die eigenen Bedürfnisse vielleicht erst einmal eine eher untergeordnete Rolle, da wir uns gerne in der Zweisamkeit wiederfinden. Sie treten meist erst in den Vordergrund, wenn die Beziehung durch innere oder äußere Umstände ins Wanken gerät und man sich seiner Selbst wieder mehr bewusst wird.

Doch wodurch können Krisen entstehen?

Oft können wir den genauen Beginn der Beziehungskrise im Nachhinein gar nicht mehr benennen. Krisen bahnen sich gerne schleichend an.

Paarkrisen können schon entstehen, wenn Kinder in die Familie geboren werden und sich die systemische Konstellation ändert. Man ist plötzlich nicht mehr verliebtes Paar in der Zweisamkeit sondern trägt als Eltern eine gemeinsame Verantwortung. Die Prioritäten haben sich verschoben, die Verantwortung ist groß und vielleicht ist die Rollenverteilung (noch) nicht geklärt. Auch hier spielt die eigene Geschichte, das eigene Bedürfnis daraus und wie wir Bindung und Beziehung in der frühen Kindheit gelernt und erlebt haben, eine große Rolle.

Auch eine – anfangs vielleicht noch spannende – Fernbeziehung, kann nach einiger Zeit zur Belastungsprobe werden. Das Bedürfnis eines Partners verändert sich und das zu Beginn vereinbarte Konstrukt besitzt auf einmal keine Gültigkeit mehr.

Ebenso ein krankes oder pflegebedürftiges Familienmitglied kann eine große Belastung für eine Partnerschaft sein. Besonders dann, wenn es sich um eine chronische oder langwierige Krankheit handelt, bei der vielleicht keine schnelle Heilung abzusehen ist.

Kleine Streitigkeiten werden über die Zeit zu fruchtlosen Auseinandersetzungen, es gibt wenig Gemeinsamkeiten und kein Miteinander mehr, gegenseitige Verletzungen häufen sich, wir distanzieren uns voneinander, schweigen uns an und im Schlimmsten Fall kommen Lügen und Betrug ins Spiel. Wir bauen Schutzmechanismen auf, damit gegenseitige Verletzungen nicht mehr so nah an uns herankommen und schmerzen können.

Welche Möglichkeiten gibt es für einen guten Zusammenhalt?

Ein Allgemeinrezept für eine stabile Beziehung gibt es leider nicht. Wenn eine außergewöhnlich belastende Situation hinzukommt, ist es schon schwierig genug, sich selbst zu regulieren. Dann noch das Gefühl für Nähe und Kommunikation zu finden, scheint fast unmöglich.

Aber die Erfahrung zeigt, dass es durchaus möglich ist, wieder gemeinsam aus der Krise herauszufinden. In einer sicheren und intakten Beziehung können wir uns empathisch auf den jeweils Anderen und dessen Bedürfnisse einlassen.

Legen Sie den Fokus auf die glücklichen Momente!

In einer Krise drehen sich unsere Gedanken meist nur um die negativen Ereignisse und Gefühle. Sobald wir unsere Aufmerksamkeit jedoch wieder mehr auf die glücklichen Momente fokussieren, werden diese präsenter im Alltag und helfen uns, die Krise miteinander besser zu durchleben.

Schauen Sie sich gemeinsam Fotos aus glücklichen Zeiten an und lachen Sie gemeinsam darüber

Legen Sie ein „Freudebüchlein“ an, in das Sie jeden Tag mindestens eine Sache hineinschreiben, die Ihnen Freude bereitet hat – das kann schon ein entspannter Atemzug sein.

Lesen Sie sich gegenseitig aus Ihrem Freudebüchlein vor.

Entwickeln Sie gemeinsame Rituale!

Rituale sind lieb gewonnene Gewohnheiten, die uns Sicherheit, Geborgenheit und dem Tag eine Struktur geben können. Wir spüren, dass wir nicht alleine sind, dass ein Band zwischen uns und dem anderen besteht. Das kann sein:

Die gemeinsame Tasse Tee oder Kaffee am Nachmittag als Auszeit.

Der gemeinsame Spaziergang – 15 Minuten reichen oft schon aus, um durchzuatmen und neue Kraft zu schöpfen

Schauen Sie sich einmal am Tag 3 Minuten lang schweigend in die Augen – und seien Sie überrascht, was daraus alles entstehen kann.

Seien Sie sich körperlich nah!

Körperliche Nähe und Berührungen sind für uns lebensnotwendig und bauen Stress ab.

Umarmen Sie sich täglich mindestens 5 Minuten am Stück, das schafft Nähe und das Bindungshormon Oxytocin wird ausgeschüttet. Das Hormon führt zu Stressabbau, steigert das Gefühl von Vertrauen und Glück und unser Immunsystem wird gestärkt. Außerdem können Sie sich gegenseitig wieder regulieren.

Jede noch so kleine, achtsame und vertraute Berührung zwischendurch kann zur gegenseitigen Beruhigung und zur Regulierung des eigenen Nervensystems beitragen.

Schaffen Sie sich gemeinsame Auszeiten – und seien diese noch so klein!

Versuchen Sie, Ihren Alltag, trotz aller äußeren Umstände, aktiv zu gestalten. Somit erhalten Sie wieder ein bewusstes Gefühl von selbstverantwortlichem Entscheiden für Dinge, die Ihnen Energie geben. Es muss nicht immer der Abend mit einem 5-Gänge Menü sein.

Schaffen Sie sich eine gemeinsame Zeit in der Woche, in der jeder von Ihnen bewusst nur über sich erzählen oder auch einfach nur schweigen darf.

Pflegen Sie Ihre Freundschaften. Laden Sie gemeinsame Freunde zu sich nach Hause ein und führen Sie Gespräche, die nichts mit der belastenden Situation zu tun haben. Somit erhält Ihr gemeinsames Zuhause wieder eine positive Atmosphäre.

Holen Sie sich Unterstützung!

Sie müssen nicht alles alleine schaffen, Sie dürfen sich als Paar auch helfen lassen.

Organisieren Sie sich jemanden, der stundenweise auf die Kinder aufpasst – das kann eine Freundin oder auch die Nachbarin sein.

Nutzen Sie organisierte Nachbarschaftshilfen der Gemeinde.

Gönnen Sie sich zweimal im Monat eine Putzhilfe für den Haushalt.

Holen Sie sich therapeutische oder beratende Unterstützung.

 

„Was vergangen ist, ist vergangen, und du weißt nicht, was die Zukunft dir bringen mag.

Aber das Hier und Jetzt, das gehört dir.“

(Antoine de Saint-Exupéry aus „Der kleine Prinz“ / 1943, New York)


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